Experten-Test DAF CF 440: Kleiner DAF ganz gross
Euro 6 eingeführt, die Baureihen komplett überarbeitet und das Programm neu aufgestellt: DAF hat in den letzten zwei, drei Jahren zum Rundumschlag ausgeholt. Nun folgt die Feinarbeit, von den Niederländern mit „Edition 2015“ überschrieben. Deutlich sichtbar prangt der Slogan auch am aktuellen Testfahrzeug, einem CF 440 Space Cab. Der Allrounder im DAF-Programm, für Straße und Baustelle vom 4×2 bis zum 8×4 zu haben, verfügt über eine breite Motorenpalette: Zur Wahl stehen insgesamt zwölf Leistungsstufen von 220 bis 510 PS aus 6,7, 10,8 oder 12,9 Liter Hubraum. Die „440“ steht für die stärkste Version des 10,8-Liter-Aggregats MX- 11, was genau genommen 435 PS und 2.100 Nm Drehmoment bedeutet.
Als Bestandteile der Edition 2015 beziehungsweise des Programms „DAF Transport Efficiency“ nennt DAF verbrauchsoptimierte MX-Motoren (MX-11 und MX-13), eine verbesserte Aerodynamik mit neuen Dach- und Seitenspoilern und einen vorausschauenden Tempomaten mit Eco-Modus und Einfluss auf die Schaltstrategie (Predictive Cruise Control, PCC). Beim MX- 11 sprechen die Niederländer von einem optimierten Öl-Management und einer effizienteren Verbrennung aufgrund von Modifikationen an Brennkammer, Kraftstoffeinspritzung und Software. Auf bis zu zwei Prozent beziffert DAF den Minderverbrauch der neuen Generation.
In der Endabrechnung gibt der CF 440 beim Dieselverbrauch tatsächlich eine gute Figur ab und setzt für Euro 6 in der Variante AGR plus SCR auf der Testrunde einen neuen Bestwert. Einher mit dem günstigen Dieselverbrauch geht aber ein in dieser Leistungsklasse eher bescheidenes Durchschnittstempo. Dafür gibt es gleich mehrere Ursachen. Da ist zum einen die 2,53 zu 1 übersetzte Hinterachse, mit der bei Autobahntempo 85 im zwölften Gang gerade mal 1.160 Umdrehungen anliegen – damit geht es bei kaum einem Hügel ohne Schaltung ab. Hinzu kommt der Eco-Modus, einen neue Standardfunktion aller CF und XF. Damit wird in den ersten elf Gängen das Drehmoment um zehn Prozent reduziert, was laut DAF im täglichen Einsatz etwa ein Prozent Diesel spart. Ist kurzzeitig volle Power gefragt, kann der Fahrer im Automatikmodus mit dem Knopf an der Spitze des Lenksäulenhebels den Eco-Modus für 30 Sekunden abschalten. Kommt eine Steigung unter die Räder, schaltet sich der Eco-Modus automatisch aus, ansonsten bleibt immer noch das Fahren im manuellen Modus.
Beim Setzen des Tempomats lässt sich der Unterschwinger in drei geschwindigkeitsabhängigen Stufen einstellen. Bei den testüblichen 85 km/h stehen -10, -7 und -4 km/h zur Wahl, wobei der Werksfahrer für die Testrunde den mittleren Wert empfahl. Eine Anzeige im Display zeigt in den entsprechenden Situationen an, dass PCC in Aktion tritt und vor einem nahenden Gefälle den Unterschwinger nutzt. Die Funktion des Überschwingers übernimmt der frei einstellbare Bremstempomat. Das ist einfach und logisch, wie auch die Steuerung der PCC-Funktionen insgesamt.
Ebenfalls positiv: Wie im Actros lässt sich der Tempomat in 0,5-km/h-Schritten feinjustieren. Der Bremstempomat verlangt allerdings trotz ziemlich kräftiger MX-Motorbremse (435 PS bereits bei 2.100/min) etliche Male nach den Scheibenbremsen: Auf einen Retarder hat DAF beim möglichst leichten Testfahrzeug verzichtet. Beim Tritt auf die Bremse fliegt der Tempomat raus (der Bremstempomat bleibt natürlich drin), woran man sich am Ende des Gefälles tunlichst erinnern sollte. Eine sinnvolle Neuerung: Die MX-Motorbremse lässt sich nun in drei Stufen dosieren, zuvor galt die Devise „ganz oder gar nicht“. Grundsätzlich empfiehlt sich, bergab schon früher in den zehnten Gang zu schalten (wo bei 90 km/h rund 2.000 Umdrehungen anliegen), als die Automatik das vorsieht
Vor Steigungen beschleunigt das System nur dann, wenn es den Effekt verbrauchsmäßig positiv einschätzt. Auf der gesamten Testrunde war das letztlich nur einmal der Fall. In der Steigung drin schaltet die AS-Tronic dann ziemlich fantasielos bei etwa 1.000 Umdrehungen halbe Gänge. Gangsprünge sind keine zu registrieren, obwohl gefühlsmäßig an dem ein oder anderen langen Berg gleich der zehnte Gang die bessere Wahl wäre – auch, um nicht allzu viel Tempo zu verlieren.
Am deutlichsten wird die Gelände-Früherkennung bei den häufigen Ecoroll-Phasen im Leerlauf. Während beim Rollen über eine Kuppe der Gang im Schubbetrieb drin bleibt, geht es in minimal hügeligem Gelände hin und her: Im stetigen Wechsel wird auf solchen Streckenabschnitten im Leerlauf bis zirka 82 km/h gerollt und wieder auf 85 km/h beschleunigt. Das mag unter dem Strich Sprit sparen, kann auf Dauer aber auch nerven. So ganz nebenbei gerät an gewohnter Stelle die Innengeräuschmessung zur Geduldsprobe, weil die Fuhre kaum einmal gleichmäßig am Gas hängt
Der neue, in fünf Stufen einstellbare Dachspoiler ist zehn Zentimeter höher als zuvor (eine hilfreiche Kurbel wie beim XF gibt es nicht), die neuen Seitenspoiler etwas länger. Einklappen lassen sich die Teile nicht, was den Aufstieg hinten nicht gerade einfacher macht. Auch ein Rohrbogen ist nicht vorhanden, bei den Aufliegeranschlüssen tut DAF mit den Blindsteckern an der Kabinenrückwand kaum mehr als nötig. Auf der Fahrerseite siedelt hinter der Rückwand ein kleiner 45-Liter-Tank für AdBlue, was im Gegenzug mehr Bauraum am Rahmen lässt. Mit dem Dieseltank links stehen rechts bei 3,60 Meter Radstand exakt 1.000 Millimeter Länge zur Verfügung. Luftkessel und Batterien sind im Heck untergebracht, eine neue Option der Euro- 6-Generation. Eine Kippelektrik steht dagegen weiterhin nicht zur Wahl. Von diesem Luxusproblem abgesehen bleibt von außen betrachtet als größte Schwäche das kleine Staufach auf der Fahrerseite (zumal es auf der Beifahrerseite gleich gar keins gibt).
Die Inneneinrichtung übernimmt der CF weitgehend vom großen Bruder XF, wobei das Space Cab des CF bei der Innenhöhe das gleichnamige Pendant des XF sogar übertrifft. Abstriche sind dagegen bei der Breite (2,3 statt 2,5 Meter) und dem wuchtigen, über 40 Zentimeter hohen Motortunnel zu machen. Im Gegenzug ist der Einstieg über nur zwei Stufen auf 1.230 Millimeter Kabinenbodenhöhe eine leichte Übung. Leider fehlt aber am wuchtigen Vorbau in der Mittelkonsole der praktische und stabile Ausziehtisch, der im XF ein beliebtes Detail darstellt. Anders als bei der Neuauflage des XF sind beim CF auch die Seitenscheiben weiterhin geteilt und die Ablagen in den Türen taugen nicht für große Flaschen. Über der Scheibe und unter der Liege gibt es dafür Stauraum in Hülle und Fülle, zusammen gut einen halben Kubikmeter. Auch das Cockpit ist insgesamt gut gestaltet und die Bedienung geht selbst DAF-Neueinsteigern schnell in Fleisch und Blut über.
Messwerte und Daten | |
Dieselverbrauch | l/100 km |
Gesamte Strecke: | 33,4 |
Schwere Teilstücke: | 38,1 |
Leichte Teilstücke: | 28,6 |
Volllast (5 % Steigung): | 96,1 |
Teillast (bei 85 km/h): | 21,0 |
Geschwindigkeit | km/h |
Gesamte Strecke: | 81,0 |
Schwere Teilstücke: | 78,8 |
Leichte Teilstücke: | 83,3 |
Volllast (5 % Steigung): | 63,4 |
AdBlue (l/100 km): | 1,19 (3,58 % vom Diesel) |
steigungsbedingte Schaltungen: | 24 |
Innengeräusch Ebene (85 km/h): | 67,0 dB(A) |
Innengeräusch max. (Steigung): | 68,5 dB(A) |
Fahrgestell/Gewicht | |
Bereifung: | 315/70 R 22,5 |
Reserverad j/n: | n |
Tankgröße Diesel: | 430 Liter |
Tankgroße AdBlue: | 45 Liter |
Federung: | Zwei-Blatt-Parabel/Vier-Balg-Luft |
Rahmenstärke: | 6,0 mm |
Radstand: | 3.600 mm |
Retarder j/n: | n |
Leergewicht vollgetankt, mit Fahrer: | 7.155 kg |
Testgewicht: | 39.225 kg |
Motor | |
Reihensechszylinder (Paccar MX-11) mit variablem Turbolader (VTG) und Ladeluftkühlung, einteiliger Zylinderkopf, vier Ventile pro Zylinder, Common-Rail-Einspritzung | |
Abgasnorm: | Euro 6 |
SCR j/n: | j |
AGR j/n: | j |
Bohrung: | 123 mm |
Hub: | 152 mm |
Hubraum: | 10.837 ccm |
Leistung: | 320 kW (435 PS) bei 1.450 bis 1.700/min |
Max. Drehmoment: | 2.100 Nm bei 1.000 bis 1.450/min |
Motorbremse: | 320 kW bei 2.100/min |
Getriebe/Achse | |
ZF 12 AS 2130 TD; automatisiertes Zwölfgang-Getriebe, Direktgangausführung | |
Übersetzung HA: 2,53 | |
U/min bei 85 km/h (größter Gang): 1.162 | |
Fahrerhaus | |
DAF CF Space Cab, Vier-Punkt-Luftfederung | |
Außenbreite/-länge: | 2.260/2.200 mm |
Einstiegsstufen: | 2 |
Einstiegshöhe: | 1.230 mm |
Scheibe/Rückwand: | 2.047 mm |
Innenhöhe vor Sitz: | 2.217 mm |
Innenhöhe Mitte: | 1.776 mm |
Höhe Motortunnel: | 440 mm |
Liege unten (B x L): | 600-700 x 2.060 mm |
Liege oben (B x L): | 690 x 2.040 mm |

