Runde Sache: Premiere des Actros L mit ProCabin

von | 2. April 2024

Foto: Daimler Truck

Nein, kein Elektroantrieb: Auch der konventionelle Actros L tritt künftig mit ProCabin auf.

Bestellungen nimmt Daimler Truck ab sofort entgegen, die Produktion startet im Dezember 2024. Die Rede ist von der neuen Generation des Actros L, die als markantestes Merkmal die ProCabin des eActros 600 übernimmt. Wie beim batterieelektrischen Schwestermodell beschränkt sich die Auswahl auf die breit und hoch montierten Kabinen mit ebenem Boden (Stream-, Big- und Gigaspace). Bei den schmalen Fahrerhäusern bleibt das Angebot vorerst unverändert, ebenso bei den Baustellen- und Verteiler-Baureihen Arocs und Atego.

Das auffällig geglättete Außendesign soll zwar auch optisch ansprechen, zielt aber vor allem auf eine konsequente Absenkung des Luftwiderstands. Laut Daimler Truck liegt der cw-Wert um neun Prozent unter dem der konventionellen Fahrerhäuser (so die Aussage bei der Präsentation des eActros 600), was den Diesel-Lkw bis zu drei Prozent weniger Verbrauch einbringen soll. Zusammen mit dem OM471 der dritten Generation, mit dem Versprechen von bis zu vier Prozent Verbrauchseinsparung im Jahr 2022 vorgestellt, sprechen die Stuttgarter in Summe dann also von bis zu sieben Prozent.

Die runde Nase der ProCabin reckt sich vergleichsweise bescheidene acht Zentimeter nach vorn (verglichen mit 16 Zentimetern beim DAF XG und 24 Zentimetern beim Volvo FH Aero), und nach hinten ist keinerlei Fortschritt geplant: Also keine zusätzliche Fahrerhauslänge mit mehr Spielraum für Sitzverstellung und Bettenbreite. Immerhin wächst das Volumen für frische Bordverpflegung: Statt einem Kühlschrank unter der Liege werden künftiger derer zwei möglich sein. Lattenroste unter den Matratzen, funktionsreichere Bedienfelder an den Betten, zusätzliche Schwanenhals-LED-Leuchten und USB-C-Steckdosen, dickere Vorhänge und ein 230-Volt-Anschluss im Beifahrer-Fußraum sind aus Fahrersicht die weiteren nennenswerten Punkte. Top-Ausstattungsvariante für Alleinfahrer bleibt die Solostar-Einrichtung mit großem Tisch und Ruhesessel an der Rückwand.

Kompromisslos auf Aerodynamik getrimmt

In bester Mercedes-Tradition bietet die ProCabin einen nur notdürftigen Frontaufstieg mit zwei eingelassenen Trittstufen und einem zusätzlichen Griff unter dem Stern, von einer Parkbank à la Scania ist nichts in Sicht. Auf der Habenseite bietet die glattgebügelte Front reichlich Platz für individuelle Beschriftungen. Im neuen, windschnittigen Design sind jedoch die vier Einstiegsstufen mühsamer zu erklimmen als zuvor, zumal die steile Treppe im unteren Bereich rund zehn Zentimeter schmalere Stufen als die vertrauten Actros-Häuser aufweist. Kurios: Auf der Beifahrerseite ist der unterste Tritt mit 30 Zentimetern sogar noch enger als das 33 Zentimeter breite Pendant auf der Fahrerseite. Der Grund dafür bleibt vorerst ein Rätsel. Und man muss auch kein Prophet sein, um dem rundlichen Wulst zwischen Stufe zwei und drei vor allem beim Aussteigen so manchen hässlichen Stiefelabdruck vorherzusagen.

Zu den weiteren aerodynamischen Maßnahmen zählen A-Säulen-Umlenkbleche im seitlichen Scheibenbereich, ein neuer Stoßfänger mit Unterbodenplatte und minimalen Luft-Einlassöffnungen für die Kühlung, Gummiverlängerungen für die Seitenverkleidungen, neu designte Endkanten und engere Radhausverkleidungen. Fugen und Spalten gibt es so gut wie keine mehr und zusätzliche Dichtungen entkoppeln den Motorraum von der Außenströmung. Was das Thema Licht betrifft, sind jetzt alle Leuchten am Fahrzeug in LED-Technik ausgeführt. Als Option sind künftig auch Matrix-LED-Scheinwerfer erhältlich.

Bei den verfügbaren Sicherheitssystemen wie Active Brake Assist 6, Active Sideguard Assist 2 und Front Guard Assist betont Daimler Truck einmal mehr, dass die Funktionsumfänge noch über die Vorgaben der General Safety Regulation hinausgehen. Weitere Neuerungen sind für April 2025 angekündigt, darunter Verbesserungen am vorausschauenden PPC-Tempomaten (unter Einbeziehung der Routeninformationen vom Navigationssystem) sowie das Multimedia-Cockpit „Interactive 2“ mit neu konzipiertem Menü, Sprachsteuerung, erweiterter Konnektivität und zusätzlichen digitalen Diensten.

Apropos digitale Dienste: Rund um Themen wie Telematik und Flottenmanagement, vorausschauende Wartung, Over-the-Air-Updates, Echtzeitdaten und Einsatzanalyse plant Daimler Truck ebenfalls weitere Komponenten. Bei Fahrgestellvarianten, Radständen und Antriebstrang bleibt derweil alles wie gehabt, insbesondere bei den Motoren OM470 und OM473 mit 10,7 beziehungsweise 15,6 Liter Hubraum. Ob es diesbezüglich zur IAA im September neues zu vermelden gibt, bleibt abzuwarten.

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