Daimler Truck und Linde eröffnen sLH2-Tankstelle
In der Nähe des Daimler Truck-Stammwerks in Wörth am Rhein hat die erste öffentliche Flüssigwasserstoff-Tankstelle mit sLH2-Technologie den Betrieb aufgenommen. Im Vergleich zur herkömmlichen Betankung mit flüssigem Wasserstoff (LH2) wird bei dem gemeinsam mit Linde Engineering entwickelten Verfahren eine neue Pumpe eingesetzt, um den Druck geringfügig zu erhöhen. Durch diese Methode wird der Wasserstoff zu „subcooled liquid hydrogen“ (sLH2).
Das neue Verfahren vermeidet insbesondere den sogenannten Boil-off-Effekt: Bei konventioneller Betankung mit flüssigem Wasserstoff wird ein Teil des Wasserstoffs gasförmig und muss aufwändig mit einer zweiten Leitung abgesaugt werden. Beim sLH2-Verfahren bleibt der Wasserstoff dagegen während der Betankung flüssig. Die Zeit für das Betanken eines 40-Tonners mit 80 Kilogramm flüssigem, minus 253 Grad kaltem Wasserstoff beziffert Daimler Truck mit etwa 10 bis 15 Minuten.
Der Flüssigwasserstoff-Speicher hat ein Fassungsvermögen von vier Tonnen, was für etwa zehn Stunden kontinuierliches Betanken ausreicht. Zudem kann die Kapazität der sLH2-Tankstelle durch zwischenzeitliches Nachfüllen auf über acht Tonnen pro Tag erhöht werden.
Einheitlicher Industriestandard angestrebt
Mit dem Ziel, einen gemeinsamen Betankungsstandard für wasserstoffbetriebene Lkw zu etablieren, wird die Technologie allen interessierten Parteien über eine ISO-Norm zugänglich gemacht. Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands der Daimler Truck AG: „Dank des sLH2-Standards wird das Tanken mit Wasserstoff so einfach wie mit Diesel – in etwa 10 bis 15 Minuten ist der Tank für über 1.000 km Reichweite voll. Wir rufen jetzt andere Lkw-Hersteller und Infrastrukturunternehmen dazu auf, unserem Ansatz zu folgen und diese Technologie gemeinsam zum Industriestandard zu machen.“
Jürgen Nowicki, CEO von Linde Engineering, ergänzt: „sLH2 steigert die Effizienz von Wasserstoffbetankungsanlagen erheblich. Die erforderlichen Investitionen werden um den Faktor zwei bis drei reduziert und die Betriebskosten um das Fünf- bis Sechsfache gesenkt.“
Voraussichtlich ab Mitte 2024 können fünf Unternehmen erste praktische Erfahrungen mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen von Daimler Truck sammeln.