Daimler Truck: Kundennahe Erprobung von Brennstoffzellen-Lkw
Ab Mitte 2024 sollen fünf ausgewählte Unternehmen – Amazon, Air Products, Holcim, INEOS und Wiedmann & Winz – erste Erfahrungen mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen vom Typ Mercedes-Benz GenH2 sammeln. Entsprechend ist der Einsatz von fünf Sattelzügen in verschiedenen Fernverkehrs-Anwendungen geplant, wobei die Zugmaschinen während der kundennahen Erprobung in der direkten Betreuung und Verantwortung von Mercedes-Benz Trucks verbleiben.
Eine Doppelrolle ist Air Products zugedacht: Das Unternehmen wird im Raum Duisburg eine eigene mobile Flüssigwasserstoff-Tankstelle zur Verfügung stellen. Als weiterer regelmäßiger Tankpunkt ist eine öffentliche Flüssigwasserstofftankstelle im pfälzischen Wörth vorgesehen. Für die Betankung selbst kommt die sLH2-Technologie (subcooled Liquid Hydrogen) zum Einsatz. Das mit Linde entwickelte Verfahren soll im Vergleich zu LH2 unter anderem eine noch höhere Speicherdichte und die einfachere Betankung innerhalb von 10 bis 15 Minuten ermöglichen.
Weiter Doppelstrategie mit BEV und FCEV
Den GenH2-Sattelzugmaschinen attestiert Daimler bei 40 Tonnen Gesamtgewicht eine Zuladung von zirka 25 Tonnen. Technisches Herzstück ist ein Brennstoffzellensystem von cellcentric, kombiniert mit zwei Flüssigwasserstoff-Edelstahltanks mit je 44 Kilogramm Fassungsvermögen. Das Brennstoffzellensystem liefert 300 kW (2 x 150 kW), eine eingebaute Batterie leistet zeitlich begrenzt zusätzlich bis zu 400 kW. Das Speichervermögen der Batterie ist mit 70 kWh vergleichsweise gering, da die Batterie nicht für den Energiebedarf, sondern hauptsächlich zur situativen Leistungsunterstützung (beispielsweise bei beladener Bergauffahrt) zugeschaltet wird.
Ein weiteres Kernelement bildet ein Kühl- und Heizsystem, das alle Komponenten auf passender Betriebstemperatur hält. Schließlich sind die beiden Elektromotoren in der Vorserienversion auf insgesamt 2 x 230 kW Dauer- und 2 x 330 kW Maximalleistung ausgelegt. Die Serienreife des Mercedes-Benz GenH2 Truck strebt Daimler Truck für die zweite Hälfte des Jahrzehnts an.
Generell verfolgt Daimler Truck weiter eine Doppelstrategie mit wasserstoff- (FCEV) und batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV). Die BEV seien die richtige Wahl für den Verteilerverkehr sowie, im Fall des eActros 600, für den regelmäßigen Fernverkehr auf planbaren Strecken. Die FCEV sind insbesondere für sehr flexible Anwendungen gedacht – eine entsprechende Tankstellen-Infrastruktur (mit möglichst „grünem Wasserstoff“) vorausgesetzt.