Unimog mit H2-Verbrennungsmotor
Auf der „Nufam 2023“ präsentierte Daimler Truck mit seinem Partner F&B Nutzfahrzeug-Technik den neuesten Entwicklungsstand des Unimog „WaVe“. Das Kürzel steht für Wasserstoff-Verbrennungsmotor und übergreifend für ein im Juli 2021 gestartetes Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Am Verbundvorhaben sind derzeit 18 Partner aus Industrie und Wissenschaft beteiligt, Konsortialführer ist Mercedes-Benz Special Trucks.
Mit Abschluss der Testphase des H2-Motors auf dem Prüfstand erreichte das Projekt im Herbst 2022 ein erstes Etappenziel. Zum Jahreswechsel 2022/2023 stand der Einbau des Motors in einen Unimog U 430 an, verbunden mit entsprechenden Tank-, Sicherheits- und Überwachungssystemen. Auf Tests im Fahrbetrieb und der Präsentation auf der „Demopark“ im Juni 2023 folgte der Anbau eines Frontmähgeräts Dücker MK 25, um die Fähigkeiten des Wasserstoffverbrenners im realen Arbeitseinsatz zu testen. Im Sommer erhielt der Prototyp auch die Straßenzulassung und konnte im August erstmals an einer öffentlichen Tankstelle mit gasförmigem Wasserstoff betankt werden.
Wasserstoffverbrenner auf Basis des 7,7-Liter-Sechszylinder OM 936
Apropos Straßenzulassung: Der AdBlue-Tank auf der Beifahrerseite wurde beim Umbau nicht etwa „vergessen“, sondern ist mitsamt SCR-Anlage Bestandteil des Konzepts – auch beim H2-Motor sind Stickoxide zu eliminieren. Technische Basis des Wasserstoffverbrenners ist gegenwärtig noch der 7,7-Liter-Sechszylinder OM 936 in der ursprünglich für den Econic entwickelten Methan-Variante. Der Gedanke, den bereits vorhanden Gasmotor auf Wasserstoff umzurüsten (unter Beteiligung von Spezialist Keyou), lag einerseits nah, andererseits zählt der OM 936 sowieso zum Unimog-Baukasten und stellt somit keine weitergehenden Anforderungen in puncto Bauraum.
Bauraum ist beim Unimog-Wasserstoff-Projekt ohnehin ein wichtiger Aspekt: Beim extrem kompakten Geräteträger wäre die Installation eines rein batterieelektrischen Antriebs oder wasserstoffbasierter Brennstoffzellen eine noch sehr viel größere Herausforderung als bei Standard-Lkw. Zudem soll sich mit Unimog WaVe zeigen, ob ein H2-Verbrenner die Aufgaben eines konventionellen Dieselmotors als Multienergieverteiler für Fahrantrieb und Nebenabtriebe quasi Eins-zu-Eins übernehmen kann. Falls ja, liegt der Vorteil für Anwender auf der Hand: Alle im Fuhrpark vorhandene Anbaugeräte, seien sie für den Sommer- oder Winterdienst, ließen sich weiterhin wie gewohnt nutzen.