Liebherr forciert wasserstoffbasierte Antriebe

von | 26. August 2023

Foto: Liebherr

Der Wasserstoff-Verbrenner H966 wird bei der Liebherr Machines Bulle SA in der Schweiz produziert.

Im breit aufgestellten Liebherr-Konzern rücken wasserstoffbasierte Antriebe zunehmend in den Fokus. Auf der „Steinexpo 2023“ (23.-26.08. in Homberg) präsentierte Liebherr den aktuellen Stand des Wasserstoff-Verbrenners H966. Der 13,5 Liter große Reihensechszylinder wurde vom Produktsegment Komponenten für Demonstrations- und Feldversuche entwickelt und arbeitet mit Saugrohreinblasung (port fuel injection, PFI) in den Ansaugtrakt. Parallel dazu befindet sich der 9,0-Liter-Vierzylinder H964 mit Direkteinspritzung (DI) in Entwicklung – nach Einschätzung von Liebherr mit höherem Potenzial hinsichtlich Verbrennungseffizienz und Leistungsdichte.

Ein prominenter Prototyp, erstmals gezeigt auf der Bauma 2022, ist der 50-Tonnen-Raupenbagger R 9XX H2 mit dem H966-Sechszylinder. Nach weiteren Feldversuchen ist die Serienproduktion von Wasserstoffmotoren ab spätestens 2025 geplant. Einsätze in Straßenfahrzeugen dürften nicht ausgeschlossen sein. Als Beispiel sei nur daran erinnert, dass der 16,2-Liter-Liebherr-V8 zeitweise auch als Spitzenmotorisierung im MAN TGX zum Einsatz kam (in Euro-5-Version ab 2007).

Weiterer Fokus auf Brennstoffzellensystemen

Neben dem Wasserstoff-Verbrenner beschäftigt sich Liebherr auch mit Brennstoffzellensystemen. Im April 2023 hat das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit ZF besiegelt, um neue Hochgeschwindigkeitskompressoren für mittelgroße und schwere Nutzfahrzeuge sowie Fahrzeuge für den Fernverkehr mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb zu entwickeln. Die Hochgeschwindigkeitskompressoren werden von einem Elektromotor angetrieben und verfügen über Luftlager, benötigen also keine Schmierung. Dadurch liefern sie saubere, komprimierte Luft an den Brennstoffzellen-Stack, ohne die Membrane zu verschmutzen.

Die Ursprünge liegen bei der Luftfahrt-Sparte: „Liebherr-Aerospace blickt auf mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von luftgestützten Klimatisierungssystemen zurück, bei denen die Kühlturbine, also der Kompressor, als Herzstück des Systems ganz ohne Kältemittel auskommt. Seit den frühen 2000er Jahren wird diese Kompressortechnologie auch auf dem Automobilmarkt angewendet, wo sie in Brennstoffzellen-Antriebssystemen zum Einsatz kommt,“ erläutert Dr. Klaus Schneider, Chief Technology Officer, Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.

Claus Umnus, Leiter der Produktlinie Chassis Technology in der ZF-Division für Nutzfahrzeuglösungen, ergänzt: „Dank der neuen Partnerschaft mit Liebherr und die Einbindung des Know-hows und der Kompetenz in unsere Lösungen kann ZF die Marktreife von Brennstoffzellen-Kompressoren für Nutzfahrzeuge deutlich verkürzen.“

Insgesamt verfolgt Liebherr bei künftigen Antrieben einen technologieoffenen Ansatz, vom klassischen Verbrenner (mit Diesel oder auch HVO) über wasserstoffbasierte bis hin zu elektrischen Antrieben.

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