Iveco Stralis 480 Hi-Way AS 440 S 48 Eco

Experten-Test Iveco Stralis 480: Gehobene Mittelklasse

von | 1. Juni 2015

Der Iveco Stralis steht mit 480 PS aus dem kleinen Elf-Liter-Motor Cursor 11 ziemlich gut im Futter. Mit dem geräumigen Actice Space-Haus ergibt das eine gelungene Mischung. Kurz: Der mit einigen Facelifts seit 2002 produzierte Stralis liefert im Test ein sehr ordentliches Reifezeugnis ab.
Foto: Iveco

Der getestete Iveco Hi-Way trägt den Zusatz AS 440 S 48 Eco. Heißt im Klartext: Active Space-Fahrerhaus, 44 Tonnen Gesamtgewicht, Stralis-Baureihe, 480 PS und Eco-Variante.

Kein Deutscher, kein Italiener, ein Spanier: Der Iveco Stralis läuft seit geraumer Zeit nur noch in Madrid vom Band. Am Traditionsstandort Ulm ist die Produktion beendet, geblieben ist ein Kompetenz- und Entwicklungszentrum für die schweren Iveco-Baureihen. Die leichten und mittelschweren Modelle sind ein Fall für die italienischen Werke.

So viel zur Herkunft des aktuellen Testwagens, eines Iveco Hi-Way AS 440 S 48 Eco. Ausgeschrieben heißt das: Active Space-Fahrerhaus, 44 Tonnen Gesamtgewicht, Stralis-Baureihe, 480 PS und Eco-Variante (dazu später mehr). Jene 480 PS sind die Spitzenmotorisierung mit dem 11,1 Liter großen Cursor-11-Motor, bis zu 560 PS sind mit dem 12,9-Liter-Motor Cursor 13 geboten. Jener Cursor 11 hat mit Euro 6 den 10,3-Liter-Motor Cursor 10 abgelöst, geblieben ist die Bauweise mit variablem Turbolader.

Der aktuelle Sechszylinder legt eine hohe Laufkultur an den Tag, spricht spontan auf´s Gas an und bleibt bei Teil- wie Volllast ziemlich leise. Längst verschwunden ist zudem das metallische Quietschen, das bei frühen Cursor-Motoren das Schließen der Lüfterkupplung begleitet hat. Auch beim Fahrkomfort gibt sich der Stralis keine Blöße, und das trotz der leichten Ein-Blatt-Federn an der Vorderachse. Beim Leergewicht kann der Iveco ebenfalls punkten, in der Liga der großen Fernverkehrs-Fahrerhäuser liegt der Wert selbst mit zusätzlichem Retarder noch günstig (wobei schon die Motorbremse mit über 500 PS aus nur elf Liter Hubraum ordentlich zulangt).

Anleihen bei der "Edition 150"

Die Abgashürde hat Iveco generell mit der Devise „SCR-only“ genommen, das heißt auf eine Abgasrückführung, wie sie fast alle anderen Hersteller zusätzlich zum AdBlue-Einsatz verwenden, wird verzichtet. Das Resultat: Mit durchschnittlich 34,7 Litern ein günstiger Dieselverbrauch, mit fast 2,9 Liter AdBlue aber der doppelte bis dreifache Konsum im Vergleich zu AGR+SCR-Motoren. Freilich ist AdBlue bei geschickter Einkaufspolitik günstig zu haben, teilweise schon für weniger als 20 Cent der Liter. Und mit bis zu 135 Liter großen AdBlue-Tanks, wie auch am Testfahrzeug zu finden, halten sich auch die Tankintervalle in Grenzen.

Das Testfahrzeug, Baujahr 2014, ist mit einige Zugaben der „Edition 150“ ausgestattet, mit der Iveco letztes Jahr das 150-jährige Jubiläum von Magirus feierte. Zur Erinnerung: Magirus-Deutz war wie Fiat, Lancia, Unic und OM eines der „Gründungsmitglieder“ der im Jahr 1975 gebildeten Industrial Vehicle Corporation, kurz Iveco. Als Bestandteile des noblen Editions-Pakets, begrenzt auf 150 Exemplare, finden sich in der Kabine unter anderem ein DVD-TV-Audiopaket mit Fernseher, die „Hi-Light“-Innenbeleuchtung, Lederlenkrad, Klimaautomatik, Luxus-Fahrersitz sowie zwei „Hi-Comfort“- Betten. Nach wie vor gibt es unten alternativ ein dreiteiliges Bett als Sitzecke mit Klapptisch, wobei sich in dieser Variante aber der schicke 50-Liter-Kühlschrank nicht zusätzlich ordern lässt.

Im Paket enthalten sind außerdem Xenon- Scheinwerfer, Retarder, Achslastanzeige und ein Sicherheitspaket mit Abstandsregler, Hill-Holder, Einschlafwarner und Fahrstilanalyse. Letztere heißt bei Iveco „Driving Style Evaluation“ (DSE), beurteilt anhand verschiedener Parameter das Fahrverhalten und gibt in Echtzeit entsprechende Rückmeldungen, etwa zur Vorausschau und zum Bremseneinsatz. Im Grunde eine nette Spielerei, allerdings gehen die Daten mit installiertem Telematiksystem „Iveconnect“ auch an den heimischen Disponenten. Angezeigt werden die DSE-Meldungen in einem schön in die Armatur integrierten Display, das auch als Touchscreen-Radio dient.

Zeit ist Geld beziehungsweise: Power- oder Economy-Modus

Vor einigen Monaten ging der Stralis mit der Cursor-11-Einstiegsmotorisierung von 420 PS über die Teststrecke. Interessant zu sehen, dass die Gleichung „Zeit ist Geld“ quasi Eins zu Eins aufgeht: Beim Vergleich von Durchschnittsverbrauch und -geschwindigkeit ergibt sich jeweils ein Plus von rund 2,4 Prozent. Dabei waren beide Zugmaschinen im Power-Modus unterwegs, der sich bei den Eco-Varianten alternativ zum Economy-Modus einstellen lässt. Schaltzentrale für die permanente Aktivierung der einen oder anderen Steuerungssoftware ist ein Schloss („Eco-Switch“) im Beifahrerfußraum.

Während in der Eco-Einstellung bei 85 km/h abgeregelt, der Kick-down deaktiviert und in Steigungen spät runter- und früh wieder hochgeschaltet wird, steht Power so ziemlich für das Gegenteil. Dabei ist die Strategie der auf der ZF AS-Tronic basierenden Schaltautomatik allerdings ziemlich einfallslos auf gangweises Runterschalten ausgelegt, wogegen ein längeres ziehen lassen mit anschließendem Gangsprung oft die bessere Wahl wäre. Das dürfte der Stralis aber spätestens mit Einführung der Traxon-Getriebe samt vorausschauendem Tempomat im kommenden Jahr noch lernen. Mit GPS-Geländeerkennung sollte sich dann auch der Ecoroll-Freilauf auf optimalen Einsatz trimmen lassen, im Moment orientiert sich das System allein am Fahrwiderstand.

Für 2016 ist auch ziemlich sicher das nächste Facelift für das Fahrerhaus zu erwarten. Mit Euro 6 hatten sich die Änderungen fast ausschließlich auf´s aufgepeppte Außendesign beschränkt, das von einem selbstbewussten Auftritt kündet. Ein stolzer Spanier, sozusagen.

Messwerte und Daten
Dieselverbrauch l/100 km
Gesamte Strecke: 34,7
Schwere Teilstücke: 39,1
Leichte Teilstücke: 30,4
Volllast (5 % Steigung): 97,9
Teillast (bei 85 km/h): 21,9
Geschwindigkeit km/h
Gesamte Strecke: 82,8
Schwere Teilstücke: 81,5
Leichte Teilstücke: 84,2
Volllast (5 % Steigung): 71,0
AdBlue (l/100 km): 2,89 (8,3 % vom Diesel)
steigungsbedingte Schaltungen: 29
Innengeräusch Ebene (85 km/h): 65,0 dB(A)
Innengeräusch max. (Steigung): 67,5 dB(A)
Fahrgestell/Gewicht
Bereifung vorn/hinten: 315/70 R 22,5
Reserverad j/n: n
Tankgröße Diesel: 400 Liter
Tankgroße AdBlue: 135 Liter
Federung: Ein-Blatt-Parabel/Vier-Balg-Luft
Rahmenstärke: 6,7 mm
Radstand: 3.790 mm
Retarder j/n: j
Leergewicht vollgetankt, mit Fahrer: 7.505 kg
Testgewicht: 39.500 kg
Motor
Reihensechszylinder (Cursor 11) mit Turbolader (mit variabler, elektronisch gesteuerter Geometrie) und Ladeluftkühlung, einteiliger Zylinderkopf, vier Ventile pro Zylinder, Common-Rail-Einspritzung
Abgasnorm: Euro 6
SCR j/n: j
AGR j/n: n
Bohrung: 128 mm
Hub: 144 mm
Hubraum: 11.118 ccm
Leistung: 353 kW (480 PS) bei 1.500 bis 1.900/min
Max. Drehmoment: 2.250 Nm bei 950 bis 1.500/min
Motorbremse: 372 kW bei 2.400/min
Getriebe/Achse
ZF 12 AS 2330 TD; automatisiertes Zwölfgang-Getriebe, Direktgangausführung
Übersetzung HA: 2,64
U/min bei 85 km/h (größter Gang): 1.212
Fahrerhaus
Stralis Hi-Way, Vier-Punkt-Luftfederung
Außenbreite/-länge: 2.490/2.280 mm
Einstiegsstufen: 3
Einstiegshöhe: 1.370 mm
Scheibe/Rückwand: 2.070 mm
Innenhöhe vor Sitz: 2.250 mm
Innenhöhe Mitte: 2.000 mm
Höhe Motortunnel: 200 mm
Liege unten (B x L): 670-800 x 2.200 mm
Liege oben (B x L): 790 x 1.940 mm

 

 

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