MAN startet den Verkauf des eTruck
Mit dem eTGX für den Fern- und dem eTGS für den Verteilerverkehr schickt MAN zwei batterieelektrische Lkw-Baureihen an den Start. Im Angebot sind variable Konfigurationen mit drei bis sechs modular positionierbaren Batteriepacks mit NMC-Zellchemie und maximal 480 kWh nutzbarer Kapazität.
Die Antriebseinheit aus 254, 330 oder 400 kW starkem Synchron-Elektromotor, Inverter und 2- oder 4-Gang Getriebe (je nach Leistungsauslegung) sitzt zentral im Rahmen. Komplettiert werden die Triebstränge mit konventionellen Gelenkwellen und Antriebsachsen aus dem Diesel-Portfolio.
MAN bescheinigt den eigenen, im Werk Nürnberg gefertigten Batteriepaketen eine sehr kompakte Bauform, die auch Sattelzugmaschinen mit gängigen 3.750 Millimeter Radstand und Volumenvarianten mit niedriger Rahmenhöhe erlaubt. Da die Münchener davon sprechen, bei nur drei Battteriepaketen für Einsätze im städtischen Verteilerverkehr bis zu 2,4 Tonnen Nutzlast zu gewinnen, dürfte jedes Batteriepaket auf rund 800 Kilogramm Eigengewicht kommen.
Für schnelles Zwischenladen in der Lenkpause bietet MAN neben dem CCS Standard mit bis zu 375 kW direkt ab Verkaufsstart den MCS Standard an. Jener soll zunächst 750 kW, in einer späteren Ausbaustufe über ein Megawatt Ladeleistung ermöglichen. Abhängig von Einsatzbedingungen und Ladestandard kalkuliert MAN bei einer 45-minütigen Zwischenladung mit Tagesreichweiten von 600 bis 1000 Kilometer. Auf Kundenwunsch installiert MAN die Ladeanschlüsse zudem an unterschiedlichen Positionen am Fahrzeug.
In den Kabinen erwartet die Fahrer das gewohnte Cockpit der TGS- und TGX-Baureihen, ergänzt um ein neues Kombiinstrument für Informationen zu Ladezustand, Energieverbrauch und Energierückgewinnung. Standardmäßig besteht zudem die Wahl aus verschiedenen Rekuperationseinstellungen bis hin zum Ein-Pedal-Modus.
Aufbau der Ladeinfrastruktur entscheidend
Per Ende Oktober 2023 lagen laut MAN rund 600 Bestellanfragen vor, 200 Exemplare sollen 2024 an ausgewählte Kunden gehen. Die Serienproduktion höherer Stückzahlen plant MAN ab 2025 im Werk München. Für die langfristige Transformation nimmt Friedrich Baumann, Vorstand Sales und Customer Solutions bei MAN Truck & Bus, auch die Politik in die Pflicht: „Es bedarf eines deutlich beschleunigten Ausbaus auf mindestens 4.000 Megawattladepunkte in Deutschland und 50.000 Hochleistungs- und Megawattladepunkte in Europa im Jahr 2030.“ Seinerseits engagiert sich MAN beziehungsweise die Traton Group mit Daimler Truck und Volvo in einem Joint Venture, um mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte an europäischen Autobahnen und Logistik-Hubs zu errichten.
Begleitend zum Aufbau der Serienproduktion entwickelt MAN ein spezielles eMobility Consulting. Dieses soll neben der Beratung zum geeigneten Fahrzeug auch die Betrachtung kundenspezifischer Einsatzbedingungen umfassen, einschließlich Routenanalyse, Kosten- und Flottenoptimierung.