Generationenvergleich: Renault Premium und Magnum versus T Sleeper und T High Sleeper

Renault-Baureihen im Vergleich: French Connection

von | 1. April 2014

Renault Premium und Magnum haben abgedankt. Das Erbe tritt der neue T mit Sleeper und High Sleeper Cab an. In allen Punkten ein Fortschritt?
Foto: LZ Media

Gestern und heute: T High Sleeper, Magnum, T Sleeper und Premium im Familienbild (v.l.)

Wer sich hier zu Lande nach den jüngeren Meilensteinen in der Geschichte schwerer Lkw umhört, bekommt eher selten den Namen Renault zu hören. Doch zu unrecht. Da ist zum einen der Renault AE, später in Magnum umbenannt, der mit seiner würfelförmigen, vom Fahrgestell getrennten Kabine anno 1990 eine kleine Revolution bedeutete. Unverkennbare Merkmale: Steiler Einstieg hinter der Vorderachse, senkrecht stehende Scheiben (mit ganzschließenden Rollos statt Vorhängen) und ebener Kabinenboden.

Der 1996 eingeführte Premium folgte zwar dem konventionellen Baumuster, nahm aber dennoch eine gewisse Vorreiterrolle ein. Denn die Kombination aus kompakter Kabine, relativ geringem Gewicht und Motorleistungen um immerhin rund 400 PS trat als Allrounder für den schweren Verteiler- und mittleren Fernverkehr auf den Plan. In der Folge etablierte sich eine komplette Fahrzeugklasse nach diesem Vorbild, mit Baureihen wie Mercedes Axor, MAN TGS, DAF CF oder Volvo FM.

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Flaggschiff T High Sleeper: Modernes Cockpit mit elektrischer Parkbremse, ebener Kabinenboden.

Unter derlei Finessen hat Renault im Sommer 2013 aber einen Schlussstrich gezogen. Zur Einführung der neuen T-Baureihe sprachen die Franzosen von einer Vereinheitlichung mit, so wörtlich, einem einzigen Fahrzeug, das aufgrund seines modularen Aufbaus sämtliche Anforderungen der Kunden im Fernverkehrssegment erfüllt.“ Nun denn. Was den modularen Aufbau anbelangt, kennzeichnen den T zunächst einmal windschlüpfige Fahrerhäuser mit geneigter Frontscheibe und keilförmigem Zuschnitt: vorn rund 2,3, hinten knapp 2,5 Meter breit.

Vier Varianten gibt es, eine niedrige Hütte in zwei Längen sowie die Hochdachfahrerhäuser Sleeper und High Sleeper. Dabei tritt der Sleeper mit 20 Zentimeter hohem Motortunnel in die Fußstapfen des Premium, der High Sleeper mit ebenem Kabinenboden beerbt den Magnum. Antriebsseitig beinhaltet der Baukasten die 10,8 und 12,8 Liter großen Sechszylinder DTI 11 und DTI 13 (Euro 6) in sechs Leistungsstufen von 380 bis 520 PS. Das war mit Euro 5 bei Premium und Magnum ebenso, aber mit klarer Zuordnung: Den Premium gab es nur mit dem kleineren und den Magnum nur mit dem größeren Motor. Jetzt ist zwar auch der T High Sleeper nur mit dem 12,8-Liter-Motor zu bekommen, beim T Sleeper ist aber das volle Programm geboten.

Klares Plus für die Neuen bei den Außenstaufächern

Wieviel PS auch immer: Mit dem T sind endlich auch Renault-Fahrer mit vernünftigen Außenstaufächern unterwegs. Beim High Sleeper sind es gleich vier an der Zahl, von denen zwei unter dem Kabinenboden hängen (ähnlich wie beim Premium) und zwei weitere darüber angesiedelt sind. Deren Ladekante liegt mit rund 1,65 Metern über der Fahrbahn allerdings in stattlicher Höhe. Bei der Sleeper Cab reduziert sich dieses Maß auf knapp 1,35 Meter, dafür entfallen die unteren Fächer. Mit seinen beiden kleinen Werkzeugfächern im Einstieg, beziehungsweise unter der obersten Trittstufe, sieht der Magnum in dieser Disziplin buchstäblich alt aus.

Die Aufteilung ist bei den T-Häusern gleich: Das große Staufach auf der Fahrerseite ist von innen wie außen zugänglich, auf der Beifahrerseite ist der vordere Teil zum Innenraum hin abgeschottet und der hintere Teil nur bei hochgeklappter Liege zu erreichen. Mittig unterm Bett liegt eine 60 Zentimeter breite Schublade, die sich mit einem Kühlschrank bestücken lässt. Mit Motortunnel fasst die flachere Ausführung zirka 27 Liter, beim High Sleeper sind es gut 40 Liter das deckt sich in etwa mit dem entsprechenden Angebot im Premium und Magnum.

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Vorreiter in Sachen flaches Parkett: Der Magnum, Armaturen eher nüchtern-sachlich.

Innen unterscheiden sich die beiden T-Häuser ansonsten recht wenig: Wer unter 1,84 Meter groß ist, stößt auch in der Sleeper Cab nicht an die Decke und die beiden Betten an der Rückwand sowie die Staufächer über der Scheibe sind ohnehin baugleich. Den oberen Hängematten“ im Premium und Magnum, die als Notbett oder Gepäckablage taugen, setzen die T-Modelle für diese Doppelnutzung eine im vorderen Teil hochklappbare zweite Liege entgegen. Fürs Gepäck sicherlich die robustere Variante, außerdem ist für gelegentliche Zwei-Mann-Besatzungen die Kopffreiheit oben und unten relativ großzügig bemessen.

Ob die unteren Betten der Weisheit letzter Schluss sind, muss sich noch zeigen. Der Auszugsmechanismus (von 63 auf 78 Zentimeter Breite), gegebenenfalls mit Stühlerücken verbunden, wird vermutlich nicht jedem gefallen. Außerdem ist die Ablagekonsole an der Flanke zwar praktisch für Kleinkram, aber die Länge der Liege wird auf ein vergleichsweise geringes Maß von 1,95 Meter beschränkt. In der Tradition der optionalen Multipass“-Einrichtung im Magnum (dreiteilige Liege unten, als Sitzecke mit Klapptisch nutzbar) soll es für den T künftig eine Maxispace“-Variante mit großem Tisch an der Rückwand und drehbaren Sitzen geben.

Mehr Ablagen in Fahrerreichweite im T

Die vier geschlossenen Fächer (inklusive Wertfach) über der Scheibe des T fassen rund 210 Liter und damit etwa so viel wie die vorderen Schränke im Magnum (ab Baujahr 2008 wohlgemerkt, mit dem seinerzeit um 20 Zentimeter erhöhten Dach). Ein Faible haben die Franzosen seit jeher für einen Rasier- beziehungsweise Schminkspiegel im Fahrerhaus. Mit der besten Lösung wartet im Vergleich der Magnum auf, zumindest in der Version mit dem zusätzlichen 100-Liter-Staumodul an der Rückwand: Hier lässt sich der Spiegel ohne Fummelei runterklappen. Im T ist der Spiegel vorne an einem kleinen Schwenkarm im Wertfach montiert ist das Teil vollgestopft, bekommt man ihn kaum noch raus. Beim Stauvolumen vorne hat der Premium im Generationenvergleich zwar klar das Nachsehen, aber die Anordnung mit einem großen, mehr als einen Meter breiten Fach und einer offenen Konsole mit Verzurrösen und 24-V-Steckdose, zum Beispiel für einen Fernseher, hat auch ihren Charme.

Das Angebot kleinerer Ablagen in Fahrerreichweite hat mit den T-Modellen zugelegt, ansonsten werden bei den neuen Instrumenten und Armaturen die Meinungen naturgemäß auseinander gehen. Gewöhnen müssen sich bisherige Magnum und Premium-Fahrer auf jeden Fall daran, dass der Hebel für die Motorbremse beziehungsweise den Retarder nun wie allgemein üblich rechts am Lenkrad sitzt. Auch der Griff zum Federspeicherhebel am Kabinenboden geht künftig ins Leere: Das Teil ist nach vorn in die Armatur gewandert. Der Durchstieg zur Seite fällt damit objektiv leichter, die elektrisch betätigte Variante aus dem Konzernbruder Volvo FH hätte es aber nicht unbedingt gebraucht. Keine schlechte Idee sind jedenfalls die versetzbaren Schalter im Armaturenträger zur Gruppierung nach persönlichem Gusto.

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Runde Sache: Der Cockpit-Charakter im Premium ist okay, aber die Konsole am Boden stört.

Beim Außendesign gilt wertfrei die Devise: Die Geschmäcker sind nun mal verschieden. Nüchtern betrachtet bieten die T-Modelle wie die beiden Vorgänger eine große freie Fläche zwischen Kühlergrill und Windschutzscheibe für die eigene Beschriftung. So unverwechselbar wie mit dem Magnum wird der Auftritt allerdings nicht mehr werden. Schon schade irgendwie.

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